Gesundheit & Medizin | 23.01.2025

Jeder Schritt macht Mühe - Sprechstunde Deutschlandfunk

Besonders morgendliche Fußschmerzen sind häufig. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von neurologischen, über traumatische bis hin zu entzündlichen und verschleißbedingten Ursachen. Dr. Matthias Walcher sagt in der Sprechstunde des Deutschlandfunks: „Das Hauptproblem ist: wir sind zu groß, zu schwer, wir laufen auf zu hartem Untergrund.“ Für den Facharzt beginnt der Verschleiß mit der Geburt. „Aber es gibt Reparationsmechanismen und zudem kann der Orthopäde helfen." Er empfiehlt, Kinder möglichst viel barfuß gehen lassen, um die kleinen Fußmuskeln und natürlich auch die Beinmuskulatur zu trainieren. Walcher rät möglichst schlank und aktiv bleiben, um Entzündungen entgegenzuwirken und den Halteapparat aus Bändern, Sehnen und Muskeln zu stabilisieren. Doch auch im Erwachsenenalter ist es für den Barfußlauf nicht zu spät. Ohne Schuhe zu gehen, regt die Reflexzonen in den Sohlen an und wirkt sich letztendlich auch positiv auf das ganze Herz-Kreislauf-System aus.

Bei allen Fußproblemen ist die initiale Therapie fast immer eine konservative. Sie umfasst meist Schuhberatung, Einlagen und Physiotherapie. Sportliche Aktivitäten zur Vorbeugung und zur Therapieunterstützung sind für Walcher auf alle Fälle empfehlenswert. Dabei plädiert er bei älteren Menschen eher zu Low-Impact-Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Rumpftraining. High-Impact wie (Langstrecken-)Lauf, Ballsport oder Seilspringen mit vielen Sprüngen und schnellen Bewegungsabläufen sind eher für jüngere Sportler geeignet.

Zu den häufigen Fehlstellungen zählt der Hallux valgus, der sogenannte Schiefzeh. Dabei weicht die Großzehe in Richtung der Kleinzehe ab, vor allem Frauen sind davon betroffen. Je nach Ausmaß der Fehlstellung und Leidensdruck der Betroffenen ist eine Operation unausweichlich.

Moderatorin Sartori spricht Unfälle beim Sport oder im Alltag an, wenn die Achillessehne gerissen oder das Sprunggelenk betroffen ist. Walcher weiß, dass Sprunggelenksverletzungen immer Potenzial bergen, um in der Folge Knorpelprobleme auszulösen. Achillessehnenrisse zeigen seiner Erfahrung nach gute OP-Ergebnisse. „Jedoch erzielt man in der Reha selten die Ausgangssituation“, so der Facharzt. Er appelliert eindringlich, beim klassischen Schmerz etwa zehn zehn Zentimeter oberhalb des Achillessehnenansatz schnell einen Arzt aufsuchen, da Entzündungen häufig zur Chronifizierung neigen.

Grundsätzlich bewertet Walcher gesunde Ernährung - nicht nur beim Diabetes mellitus - als sehr wichtig für die Füße. „Die Alterung des Bewegungsapparates ist durch mediterrane Kost positiv beeinflussbar.“ Bei 80 Prozent der Bevölkerung liegt zudem ein Vitamin D-Mangel vor, auch Vitamin B und Eiweißmangel sind verbreitet. Auch Internisten freuen sich über 10-15.000 Schritte täglich - am besten bei Tageslicht, um Vitamin D zu „tanken“ und das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu bringen. Bewegung ist nicht nur aus Sicht des Orthopäden essentiell - Studien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen relevanten Problemen in unteren Extremitäten und Depressionen, Gewichtszunahme, Zivilisationskrankheiten.

Eine Anruferin der „Sprechstunde“ berichtet über ihren Fersensporn. Walcher antwortet, das sei eine klassische Plantarfasziitis, sprich eine Überlastung der Fuß-Sehnenplatte, vor allem an der Ferse. Bei nahezu allen Erwachsenen weist die Wadenmuskulatur eine Verkürzung dar. Diese chronische Reizung provoziert Kalkablagerungen, die sich als Fersensporn manifestiert. Neben Einlagen und Physiotherapie verordnet Walcher bei dieser Problemstellung häufig begleitend Stoßwellentherapie oder Röntgenreizbestrahlung. „Die Stoßwellentherapie ist eine wissenschaftlich validierte Methodik. Je nach Pathologie profitieren 80 bis 85 Prozent der Patienten davon, insbesondere bei Sehnen- und Sehnenansatzreizungen“, erklärt er.

Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum sind immer als kritisch zu betrachten. Ein, zwei Tage sind laut dem Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie unproblematisch für Herz-Kreislauf und für den Magen-Darmtrakt. Bei Reizung, Entzündung und/oder Schmerz können alternative Heilmittel wie Quarkauflage, Kühlung, oder Tonerde ähnliche, aber schonendere Effekte wie Schmerzmittel erzielen.

Zum Thema Senk-Spreiz-Fuß sagt Walcher: „Eine Einlage kann jeden Standard-Konfektionsschuh in eine Art Maßschuh umwandeln. Jeder Fuß profitiert davon.“ Barfußschuhe sind sehr in, sind aber nicht völlig unkritisch zu sehen, weil sie keine „Stoßdämpfer-Funktion“ wie gute, konventionelle Schuhe auf dem meist harten Untergrund haben. „Im Kindesalter sind passende Schuhe mit flexiblen Sohlen gut“, versichert er, warnt jedoch davor, die Schuhe zu groß zu kaufen. „Zu große Schuhe sind funktionell genauso schlecht wie zu kleine.“

Eine weitere Anruferin bringt die Kombination schmerzende Füße und Wechseljahre zur Sprache. „Jede Hormonänderung fördert Fußprobleme, vor allem Fersensporne. Auch in der Schwangerschaft ändert sich der Hormonstatus, um die Bänder weicher zu machen und das Becken auf Geburtsvorgang vorzubereiten. Das hat Einfluss auf die Füße“ erläutert Walcher. „Nach dem Abstillen passen die „alten“ Schuhe meist wieder und nach dem Klimakterium gehen die Beschwerden weg“, beruhigt der Kooperationsarzt an der Rotkreuzklinik Würzburg. 

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Zur Person von Dr. med. Matthias Walcher:
Walcher ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Spezielle Unfallchirurgie. Der niedergelassene Arzt der Gemeinschaftspraxis OCW – Orthopädie Chirurgie Würzburg operiert seine Patienten an der Rotkreuzklinik Würzburg Seine Schwerpunkte sind die Behandlung komplexer Deformitäten, die minimalinvasive Fußchirurgie, die operative Knorpeltherapie sowie die Arthrosebehandlung und die Sprunggelenk-Arthroskopie. Zudem verfügt Walcher über die Zusatzqualifikation Sportmedizin, Physikalische Therapie, Röntgendiagnostik Skelett sowie über das Masterzertifikat Fußchirurgie GFFC und ist Präsident der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie.

 

 

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